Dolbysurround-Heimkino zu Hause, Navigationssystem im Auto, Computer am Arbeitsplatz – die Bedienung und Programmierung immer mehr und immer komplexerer technischer Geräte wird zu einer wachsenden Herausforderung. Sagt da ein Bild mehr als tausend Worte? Statt oft unverständlicher Textkommandos führen Mini-Grafiken – so genannte „Icons“ – den Nutzer zu den gewünschten Funktionen. Auch moderne Mobiltelefone kommen nicht mehr ohne solche Icons im Display oder auf der Tastatur aus. Allerdings: Viele dieser Handy-Icons werden selbst von versierten Nutzern falsch oder gar nicht verstanden, so das überraschende Ergebnis einer Studie der Aachener Diplom-Psychologin Wiebeke Schramek. Die Wissenschaftlerin erhielt für ihre Arbeit jetzt den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis 2004 der Vodafone-Stiftung für Forschung in der Kategorie Markt- und Kundenorientierung.
In umfangreichen empirischen Tests ermittelte die 25-jährige Forscherin konkrete Designrichtlinien für die optimale Gestaltung verständlicher Icons. „Diese kreative und innovative Studie,“ lobt Vodafone-Chef Jürgen von Kuczkowski, „hat faszinierende Ergebnisse mit hoher ökonomischer Relevanz für die gesamte Branche geliefert.“
Ein winziger stilisierter Briefumschlag im Display – das ist das allgemein bekannte Symbol für den Eingang einer neuen SMS. Insgesamt acht solcher „Statusanzeigen“ für häufig genutzte Handy-Funktionen hat Schramek untersucht. 255 Studenten mussten sich zu jeder Funktion jeweils sechs verschiedene Icon-Varianten ansehen und auf Verständlichkeit bewerten – darunter immer auch eines, welches in Handys marktführender Hersteller zum Einsatz kommt. Der Briefumschlag entpuppte sich als eindeutiger Testsieger mit einer hundertprozentigen Trefferquote. Gut hat auch die Darstellung eines sprechenden Kopfes abgeschnitten als Symbol für den Eingang einer Sprachnachricht. Zu den klaren Verlierern dagegen gehörte eine stilisierte Kassettenspule: Kaum ein Handynutzer erkannte darin das Zeichen für den Anrufbeantworter.
Aus den Vergleichen der empirischen Resultate aller insgesamt 48 verschiedenen Icons konnte Schramek erstmals wissenschaftlich fundierte Richtlinien für die verständlichere Gestaltung ableiten – eine Fundgrube hilfreicher Hinweise für Hersteller, Designer, Programmierer und sogar Normierungsgremien und -institute. Viele der Befunde lassen sich übertragen auf andere Branchen und Bereiche, vom Arbeitsschutz über Sicherheit und Software bis hin zur Gestaltung von Verkehrsschildern. „Bildersprache“, betont Schramek, „wird immer mehr zum Bindeglied an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine.“
Um so wichtiger, dass die Icons richtig interpretiert werden. Entscheidende Voraussetzung dafür ist laut Studie eine bildhafte Darstellung: Grafiken konkreter Gegenstände, eben eines Briefumschlages als Signal für den Eingang einer SMS wecken im menschlichen Gehirn sofort passende Assoziationen und leiten intuitiv in die richtige Richtung. So soll es sein. Abstrakte Symbole dagegen müssen erst – zusammen mit der dazugehörigen Funktion – mühevoll gelernt werden, sind also nicht empfehlenswert. Zu beachten ist, dass die ausgelöste Assoziation auch die gewollte ist. Ein Beispiel: Zur Darstellung der Funktion „Wecker“ mag das Icon einer Glocke dem Designer als geeignet erscheinen. Spätere Handynutzer – so zeigte die Untersuchung von Wiebeke Schramek – verwechseln die Glocke jedoch häufig mit der Einstellung des Klingeltons. Gute Icons sind nicht doppeldeutig – eben anders als die Glocke, die von vielen Probanden unterschiedlich interpretiert wurde.
Mindestens so spektakulär wie die Detailergebnisse der Studie ist die Erkenntnis, welches die beste Methode ist, um die Qualität eines Icons herauszufinden. Als das treffsicherste von insgesamt vier Verfahren hat sich das so genannte „Naming“ herauskristalliert. Hierbei wird ein Icon vorgegeben und die Versuchpersonen müssen im ersten Schritt erklären, was das Bild darstellt. Im zweiten Schritt gilt es dann zu formulieren, was es bedeuten könnte. Schramek: „Das Naming-Verfahren deckt die meisten Fehler und Verwechslungen auf. Darüber hinaus spiegelt es die typische Situation eines Handynutzers wider, der ein Bild auf seinem Display sieht und aus diesem direkt auf die dahinter stehende Funktion schließen muss.“
Schrameks Studie ist Fundament und Auftakt zugleich für ein künftiges, noch breiter angelegtes Projekt zur Icon-Forschung. Viele Kriterien für die Verständlichkeit sind erst im Ansatz erforscht. Alter, Bildung und kultureller Hintergrund dürften beispielsweise eine Rolle spielen. Hersteller und Netzbetreiber haben ein großes Interesse daran, Sprachbarrieren zu überwinden, damit ihre Icons in der ganzen Welt richtig verstanden werden, egal ob in Europa, Amerika, Afrika oder Asien. Wenn Icons auch ohne Handy-Know-how verstanden werden, hilft das bei der Gewinnung neuer Kunden sowie der Erschließung neuer Marktsegmente und Zielgruppen. Viele Fragen sind noch offen: Wie groß muss ein Icon mindestens sein? Wie viele Icons passen höchstens auf ein Display? Sind Farben und Animation nützlich oder hinderlich? Wie wichtig ist, dass ein Icon immer auf der gleichen Position im Bildschirm erscheint?
So viel ist sicher: Die Zahl der Handymodelle mit unterschiedlichen Eigenschaften wird ebenso weiter steigen wie die Zahl der Möglichkeiten und damit auch der Funktionen im Mobilfunk. Dies ist das schlagende Argument für Piktogramme, deren großer Vorteil die hohe Informationsdichte auf geringstem Raum ist. „Der Trend zu Icons“, ist Schramek überzeugt, „wird sich beschleunigen.“
Dipl.-Psych. Wiebeke Schramek (25)
studierte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen im Hauptfach Psychologie und im Nebenfach Betriebswirtschaftslehre. Ihre Studienschwerpunkte waren Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie. Ihre Diplomarbeit trägt den Titel: „Ohne Worte – oder: Wie man Bilder zum Sprechen bringt. Eine kritische Bewertung von Konstruktionsregeln und Evaluationsmethoden für Icons in Mobiltelefonen“. Während ihres Studiums arbeitete sie als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Psychologie der RWTH Aachen. In verschiedenen Praktika hat sie zudem ihre theoretischen Kenntnisse in der Praxis anwenden und vertiefen können. Zuletzt hat sie zwei Praktika bei DaimlerChrysler absolviert, zunächst in der Forschungsabteilung in Stuttgart, später dann in Portland, USA. Dort hat sie unter anderem Konzepte zur bedürfnisgerechten Fahrzeuggestaltung für Fahrer im Alter von über 60 Jahren erarbeitet.
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Antennen sind eines der kritischsten Kernelemente künftiger Multimedia-Handys. Möglichst klein müssen sie sein – und trotzdem extrem leistungsstark. Dirk Manteuffel, ein erst 33 Jahre alter Nachwuchsforscher aus Moers, hat jetzt eine neue Technologie entwickelt, wodurch die vorhandenen Metallteile im Handy als Antenne genutzt werden können. Geradezu dramatisch sind die daraus resultierenden Effekte: Die Antennen-Abmessungen schrumpfen um bis zu zwei Drittel, die auf den Körper wirkende elektromagnetische Leistung wird deutlich reduziert und die Herstellungskosten verringern sich. Manteuffel erhielt für seine Arbeit jetzt den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis 2004 der Vodafone-Stiftung für Forschung in der Kategorie Natur- und Ingenieurwissenschaften. Die Stiftung vergibt jährlich neben dem Innovationspreis zwei dieser Förderpreise, die an junge Nachwuchswissenschaftler verliehen werden. „Diese Erfindung“, prognostiziert Vodafone-Chef Jürgen von Kuczkowski, „wird enormes Verbesserungspotenzial freisetzen!“
Bis zu 70 Prozent der Sendeleistung eines Handys mit herkömmlicher Antenne werden heute vom Körper des Telefonierenden geschluckt – und gehen damit für die Übertragung von Sprache und Daten verloren. Auch das Material und die Bauteile des Handys selbst beinträchtigen die Qualität der Signalübertragung.
Bislang jedoch waren die extrem komplexen Wechselwirkungen zwischen Antenne, Innenleben des Mobiltelefons sowie Kopf und Hand des Nutzers wissenschaftlich kaum bekannt. Mit einer cleveren Kombination aus der Weiterentwicklung mathematischer Verfahren, spezieller Simulationssoftware und einer aufwändigen Messtechnologie hat Manteuffel die versteckten Zusammenhänge jetzt enttarnt.
Mehr noch: Aus den Analyseergebnissen konnte Manteuffel konkrete Richtlinien und Empfehlungen ableiten für die Konstruktion von neuartigen Antennen mit einem sehr viel höheren Wirkungsgrad. Auf Basis dieser Bauanleitung können die Handy-Hersteller künftig schon während der ersten Entwicklungsphase eines neuen Handys dessen spätere Sendeeigenschaften sehr viel präziser als bisher vorhersagen und wesentlich verbessern.
„Das bringt einen starken Impuls für die weitere Miniaturisierung von Mobilfunkgeräten“, freut sich Manteuffel. „Gleichzeitig wird die Performance gesteigert. Denn mit einer effizienteren Antenne steigt die Übertragungsqualität, ohne die Batterie zusätzlich zu belasten – und gerade das ist für die neuen Multimedia-Handys mit großem Farbdisplay, Kamera, MP3-Player und vielen weiteren datentransfer- und energieintensiven Features von essenzieller Bedeutung.“
Voraussichtlich noch in diesem Jahr kommen die ersten Geräte mit der neuen Antennentechnologie auf den Markt, die mit allen GSM-Handys in den Frequenzbereichen 900, 1800 und 1900 Megaherz und bei der neuen UMTS-Technologie funktioniert. Insbesondere bei der energieintensiven dritten Mobilfunkgeneration auf Basis des UMTS-Standards ist durch Manteuffels Innovation eine Verlängerung der Nutzungsdauer von Handys und sonstigen Endgeräten je nach Anwendung um zwischen zehn und 50 Prozent möglich.
Dr.-Ing. Dirk Manteuffel (33)
studierte nach der Ausbildung zum Energieelektroniker an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg Elektrotechnik und Nachrichtentechnik. Seit 1998 arbeitet der Diplom-Ingenieur bei der IMST GmbH in Kamp-Lintfort. Die Einrichtung arbeitet in öffentlichen Forschungsprojekten der Europäischen Union und des Bundesministe-riums für Bildung und Forschung mit. Dirk Manteuffel hat in der Abteilung „Antennas & EM Modelling“ zunächst als Entwicklungsingenieur und Projektleiter gearbeitet. Seit Oktober 2003 ist er dort zudem der Fachverantwortliche für „Strategische Vorentwicklungen“. Promoviert hat er im Jahre 2002 an der Universität Duisburg-Essen. Der Titel seiner Dissertation: „Analyse und Synthese von integrierten Antennen für Mobiltelefone unter besonderer Berücksichtigung des Benutzerein-flusses“.
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